Das textile Pendant eines Brokatpapiers

Stoffprobe, um 1890, Originalgröße 34 x 26,5 cm
Stoffprobe, um 1890, Originalgröße 34 x 26,5 cm

Gewebt mit Herz!

Der französische Verlag Mode & Technique aus Paris sammelte schöne Stoffproben, um daraus Musterkataloge zusammenzustellen und diese unter anderem an interessierte Museen und Webereien zu verkaufen. Dieses kostbare Stückchen Jacquardgewebe stammt aus einem jener Musterkataloge. Ich bekam es Anfang 2007 von einem befreundeten Weber und Textildesigner geschenkt, der es aus dem Fundus einer Weberei retten konnte, als diese für immer ihre Pforten schloß. Der äußerst aufwändig gewebte Stoff wurde um 1890 bereits mechanisch, also nicht mehr auf dem Handwebstuhl, angefertigt. Ein mechanischer Webstuhl könnte bei einer vermutlichen Breite von etwa 110 cm bis zu 5 laufende Meter pro Arbeitstag hergestellt haben... mit Herz! Wer genau hinsieht, entdeckt es in der Mitte einer schlüsselblumenähnlichen Blüte im rechten oberen Quadranten. Das florale Design, die Tiefenwirkung und das verarbeitete "Silbergarn" )* dieser Stoffprobe erinnern mich augenblicklich an - Brokatpapier!

 

)* Südlich von Nürnberg kann man die Welt der Leonischen Waren der Zwanzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts noch hautnah erleben. In den Originalräumen einer ehemaligen Fabrik, heute Museum, werden auch heute veredelte Kupferdrähte zu glänzenden Plätt-Borten, Bändern, Gespinsten und Christbaumschmuck verarbeitet. Fabrikmuseum der Leonischen Industrie in 91154 Roth, Obere Mühle 4, Informationen unter Telefon (09171) 60 564 oder (09171) 856 661.

 

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