Goldiges Brokatpapier

Brokatpapier auf einfarbig gestrichenem Grund, Quelle: Archivverbund Main-Tauber, Signatur: StAWt-R Rep. 8a Nr. 1715 )*
Brokatpapier auf einfarbig gestrichenem Grund, Quelle: Archivverbund Main-Tauber, Signatur: StAWt-R Rep. 8a Nr. 1715 )*

Es ist nicht alles Gold was glänzt.

Obwohl Brokatpapier schon lange nicht mehr hergestellt wird, kann man es - mit Glück - heute käuflich erwerben. So hatte ein Augsburger Antiquitätenhändler vor einigen Jahren die Hälfte eines ehemaligen Brokat-Vorsatzpapiers "im Angebot für nur 270€". Da das mittelprächtig erhaltene Fundstück aus der Bogenmitte stammte war die Signatur des Verlegers - nicht identisch mit den beteiligten Handwerkern - beim Zuschneiden verloren gegangen. Sie hätte über die Herkunft des Papiers Auskunft geben können. Das ungefähr DIN A5 kleine Stück Papier wurde in einem Holzrähmchen auf der sonnigen Fensterbank präsentiert. Ich konnte widerstehen. Meine Augen waren verwöhnt vom Anblick jener Exemplare, die wenige Straßen weiter im Schaezlerpalais - mit der nötigen Fachkenntnis archiviert - lagern.

 

Wertvoll und teuer war Brokatpapier schon damals, auch wenn meist unedle Metalllegierungen, seltener Blattgold und -silber,  für die partiellen, reliefierten Metallauflagen zum Einsatz kamen. Trotzdem wurde Brokatpapier mitunter für den Einband von Akten verwendet, welche vor allem aufbewahrt und nur selten wieder zur Hand genommen worden sein dürften - so geschehen bei dieser 1715. Akte aus dem Kabinett des Fürsten Carl Thomas von Löwenstein-Wertheim-Rochefort aus dem Jahre 1775. Das Trägerpapier dieses Brokatpapiers ist einfarbig gestrichen. Beim Aufbringen der Metallauflage durch Prägung wurde ein "negativer" Plattenschnitt verwendet. Dies ist daran zu erkennen, daß das florale Motiv den gelben Untergrund freigibt, während die Metallauflage den Hintergrund des Motives ziert. Die Signatur des Verlegers am unteren Bogenrand "AUG BEY JOHANN (Fortsetzung auf der Vorderseite der Akte) ABL MUNCK N OC" deutet mit hoher Wahrscheinlichkeit auf Johann Michael Munck, den Jüngeren, hin, dessen Verlag in Augsburg - einer der Hochburgen der Brokatpapierherstellung des 18. Jahrhunderts - zu den bedeutendsten Brokatpapierverlagen zählte.

 

)* Auf die Veröffentlichungs- und Vervielfältigungsrechte des Landesarchivs Baden-Württemberg wird hingewiesen.

 

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Waltraut Grabe (Mittwoch, 09 September 2015 10:30)

    Wir suchen ein Brokatpapier. Machen Sie solche alten Papiere nach?
    Herzliche Grüße, Waltraut Grabe

  • #2

    Buntpapier-Manufaktur (Mittwoch, 09 September 2015)

    Liebe Frau Grabe, Ihre Frage würde ich gerne telefonisch beantworten. Herzliche Grüße, Tanja Karipidis