Blog 2023

Mo

29

Jan

2024

Rieselpapier für die Restaurierung

Foto: Privat
Foto: Privat

... eines Bandes aus der Tauchnitz Collection

Rieselpapiere bilden eine eigene Art unter den handgemachten Buntpapieren - obwohl sie Kleister enthalten, zählen sie nicht zu den Kleisterpapieren. Rieselpapier läßt sich anhand seiner markanten Rieselspuren von Kleisterpapier unterscheiden. Die Rieselspuren werden - damals wie heute - mittels hinunterlaufenden Flüssigkeiten erzeugt. Um der Art und dem Verlauf einer bestimmten Rieselspur nachzuspüren, bedarf es neben einer wachen Beobachtungsgabe einer Extraportion an Einfühlungsvermögen, an Geduld und Erfahrung. So simpel das Herstellungsprinzip anmutet, so anspruchsvoll geht es bei der Reproduktion eines vorhandenen Bogens zu - erst recht wenn es sich um ein historisches Vorbild handelt, wie bei dieser Auftragsarbeit eines privaten Sammlers. Buchbinderin Anett Arnold aus Hamburg hat das Rieselpapier mit grünem Grund bei der Restaurierung eines Bandes der Tauchnitz Collection of British Authors verarbeitet.
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Do

16

Nov

2023

Kleisterpapier-Workshops 2024 für Anfänger*innen

Fotos: T. Karipidis
Fotos: T. Karipidis

Kompaktkurs und Wochenendkurs - Bad Kissingen

Nun steht es fest: Im April 2024 fährt das Kleistermobil nach Bad Kissingen. Mit Freude darf ich zwei neue Workshops für Anfänger*innen und Teilnehmer*innen mit Vorerfahrung ankündigen - Programmtexte und weitere Details wie immer unter Workshops. Eines noch, wer möchte kann beide Workshops direkt hintereinander besuchen - denn, wer hört freiwillig nach nur einem Tag auf mit Buntpapiermachen?!

Mi

15

Nov

2023

Buntpapierwerkstatt - Workshop für Anfänger*innen - Impressionen

Foto: vhs Inzigkofen
Foto: vhs Inzigkofen
Fotos: T. Karipidis
Fotos: T. Karipidis

23. bis 28. Oktober 2023 im Alten Kloster Inzigkofen bei Sigmaringen

Wie immer standen auch in dieser besonderen Woche im Oktober Kleister-, Knitter- und Sprenkelpapier auf dem Programm. Völlig unvorhersehbar war dafür die außergewöhnlich angenehme "Anfänger*innengruppe", die mir noch lange positiv im Gedächtnis bleiben wird. Vom Anfang bis Ende wurde kooperiert, daß es eine große Freude war. Gemeinsam kamen wir sehr schnell sehr weit. So weit, daß ich die Werkstatt gerne für einen zusätzlichen Nachmittag und Abend öffnete, an dem der "Buntpapiervirus" alle ordentlich erwischte. Die Ergebnisse waren zau-ber-haft - und wir mochten uns so sehr, daß es feuchte Augen gab, als wir uns nach fünf Tagen voneinander verabschieben mußten. Der perfekte Workshop! Gibt es das? Nun, der geliebte Herbstspaziergang mit Fernblick über das Donautal fiel regelrecht ins Wasser, die Buntpapiermacherin fing sich eine hartnäckige Erkältung ein und Foto-Impressionen werden nachgereicht.

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Di

19

Sep

2023

Kleisterpapier für eine kleine Schatulle

Foto: A.-N. Kreuzberg
Foto: A.-N. Kreuzberg

... mit "magischem" Verdrängungsdekor in Grün.

Auf dem von der Fachfrau Antje-N. Kreuzberg frisch restaurierten Tischchen, siehe "Bunt gebloggt 13. September 2023", eine kürzlich von ihr mit meinem Kleisterpapier ausgekleidete Schatulle, die wohl für feinere Dinge und eher von weiblichem Klientel genutzt wurde. "Magisch" ist das Verdrängungsdekor insofern, als daß es ermöglicht, das Papier beim Auskleiden nahezu unmerklich anzusetzen. Die Entstehung einer gewissen Patina durch häufige Benutzung ist in beiden Fällen - beim Schublädchen und ebenso bei der Schatulle - zu erwarten und sogar zu erhoffen. Gebrauchsspuren zeigen, daß ein Gegenstand benutzt und geliebt wird. Nichts könnte ihn schöner machen!

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Mi

13

Sep

2023

Kleisterpapier nach historischem Vorbild

Foto: A.-N. Kreuzberg
Foto: A.-N. Kreuzberg

... aus Herrnhut (Oberlausitz) um 1782

Kaum hatten wir uns in Bad Wildungen niedergelassen, hatte die Dipl.-Restauratorin MA Antje-N. Kreuzberg, die ihre Werkstatt im nahen Kassel hat, auch schon meine Buntpapier-Manufaktur ausgemacht. Eine ihrer Kundinnen war auf der Suche nach wertigem Material für die Auskleidung einer Schublade eines Tischchens. Wenige Tage nachdem mir das Anliegen telefonisch geschildert wurde und ich entsprechende Fotos und Muster auf den Weg gebracht hatte, entschied sich die Kundin für ein Kleisterpapier nach historischem Vorbild aus Herrnhut um 1782. Ein einziger Bogen des Kleisterpapiers war für das Vorhaben ausreichend und ziert nun die Schubladeninnenseite, die ich hier zeigen darf.

 

Das historische Vorbild dieses Kleisterpapiers mit Verdrängungsdekor befindet sich im Staatsarchiv Wertheim.

Es schmückt einen Bucheinband und wird unter den im Magazin herrschenden Bedingungen voraussichtlich viele weitere Jahrzehnte oder Jahrhunderte unbeschadet überdauern.

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Sa

27

Mai

2023

Kleisterpapier-Workshop für Anfänger*innen

Arbeiten meiner Teilnehmer*innen
Arbeiten meiner Teilnehmer*innen
Fotos: T. Karipidis
Fotos: T. Karipidis

25. bis 27. August 2023 - Papiermühle Homburg am Main, Markt Triefenstein

Juchuuu, in knapp drei Monaten ist es soweit! Dann packt die Buntpapiermacherin, also ich, ihren Wagen mit neuen und alten Werkzeugen, die beim Kleisterpapiermachen richtig Freude bereiten und steuert ihren-unseren Lieblings-veranstaltungsort an: Die Papiermühle Homburg, ein einzigartiges Industriemuseum mit Papiermanufaktur.  Mikroklimatisch ist unser Arbeitsraum neben dem Mühlrad ideal für die Herstellung von Kleisterpapier. Der historische Bau ist idyllisch am Main gelegen und von Weinbergen umgeben. Der Ortsteil Homburg gehört zu Triefenstein.

Ende August kann man im dreitägigen Workshop "Kleistertechniken - Kleisterpapier I" die Kleistertechniken von Grund auf erlernen. Anfänger*innen ohne jegliche Vorerfahrung sind herzlich willkommen. Die Ansteckung mit dem freundlichen und manchmal hartnäckigen Buntpapier-Virus kann nicht ausgeschlossen werden - doch in guter Gesellschaft läßt sich soetwas prima aushalten. Die Synergieeffekte der Gruppe nutzend, erkunden wir die faszinierenden Möglichkeiten der schlicht anmutenden Kleistertechniken. In gezielten Übungen verfeinern wir handwerkliche Fähigkeiten und Kenntnisse, die uns den Weg zur selbständigen Umsetzung eigener Gestaltungsideen ebnen. Ich freue mich auf neue Gesichter und garantiere, daß wir es bunt treiben werden. Zur Stunde gibt es noch wenige freie Plätze - lieber sofort anmelden.

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Di

23

Mai

2023

"Chrysanthemenpapier"

Fotos: T. Karipidis
Fotos: T. Karipidis

... ein unverwechselbares Geädertes Kleisterpapier

Kleisterpapiertechniken bieten derartig vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, daß sich mit der Zeit fünf Unterarten herausgebildet haben, die zur klaren Kommunikation von einem Fachgremium benannt wurden. Die Zuordnung zu einer dieser Unterarten ist angesichts der Vielfalt der Dekore und Strukturen mitunter nicht eindeutig möglich und so wurde für alle sonstigen Kleisterpapiere die praktische Unterart "Sonstige Kleisterpapiere" gleich miteingeführt. So weit so gut.

In der Praxis benutzen Kund*innen gerne selbsterfundene Namen und bezeichnen damit im Grunde Unterarten der  Unterarten. Wird mit Vergnügen "Chrysanthemenpapier" verlangt, so weiß ich eindeutig was gemeint ist. Ein Name, der immer wieder und unabhängig voneinander vergeben wird und allein deswegen nicht verschwinden wird, sollte unbesorgt benutzt werden, meine ich. Hinter "Chrysanthemenpapier" steckt eine besonders schöne, markante und einprägsame Struktur, die zweifelsfrei an Chrysanthemen, nicht an Veilchen oder Maiglöckchen, erinnert. Daß es sich um eine Unterart des Geäderten Kleisterpapiers handelt, lasse ich ins Gespräch einfließen und schon ist die Sache rund!

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Do

04

Mai

2023

Kiebitzpapier für Halbledereinbände

Foto: F. Rost
Foto: F. Rost

... für die gehobene Handbuchbinderei

Erst vor wenigen Wochen bat mich die Buchbinderei Friedemann Rost aus Bardowick um "Kiebitzpapier" -

hier tatsächlich Sprenkelpapier mit Vogeleidekor "Kiebitz". Heute schon bekam ich dieses Foto der gelungenen Buchbindearbeit, das ich zum Mitfreuen hier zeigen darf. Zwei Bögen Sprenkelpapier haben für sechs neue

Buchdecken dieser handlichen Halblederbände von 1804 gereicht - welch´ Augenweide!

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Di

18

Apr

2023

Japanisches Papierhandwerk - Rezension

Foto: Haupt Verlag
Foto: Haupt Verlag

... ein Buch für die individuelle Kreativreise

Heute möchte ich "Japanisches Papierhandwerk", ein Sachbuch von Aya Nagaoka, besprechen. Es wurde aus dem Englischen übersetzt und ist 2022 im Haupt Verlag erschienen. Die japanische Originalausgabe ist von 2017. Die Autorin, Redakteurin und Buchbinderin stellt darin 30 von ihr designte Papeterie-Projekte vor und inspiriert zum Selbermachen. Dem Inhaltsverzeichnis folgen eine Einleitung, sowie ein Kapitel, das in die verwendeten Techniken einführt und weitere Tips für die Umsetzung gibt. In den drei darauffolgenden Kapiteln "Schreiben", "Ordnen" und "Aufbewahren" werden jeweils 10 Projekte vorgestellt - und zwar mit Bild, Materialliste, Größenangaben, Konstruktionszeichnungen und bebilderter Schritt-für-Schritt-Anleitung. An das Nachwort der Autorin schließt sich ein Register an. Der flexible Einband mit Umschlagklappen läßt sich bei einer Größe von 18,5 x 26 cm angenehm handhaben. Die jeweils aufgeschlagenen Seiten bleiben geöffnet liegen. Das Buch mit der ISBN 978-3-258-60252-3 ist im deutschen Buchhandel für 28€ erhältlich.

 

Der Buchtitel macht mich sofort neugierig auf das typisch Japanische am Papierhandwerk. Die naturfarbenen Abbildungen erinnern in ihrer farblichen Zurückhaltung an japanische Gärten. Alle Informationen sind akribisch sortiert und schnell auffindbar - die zahlreichen Abbildungen angenehm reduziert in der Darstellung, wesentliche Details erkennbar. Die Anleitungen lassen das Papierhandwerk unkompliziert erscheinen und ermutigen zum Selbermachen. Wie so oft bei diesem Verlag, ist die Haptik des verwendeten matten und gleichzeitig glatten Papiers ein Genuß!

 

Empfehlen möchte ich das Buch jenen, die in die Schönheit schlichter Papeterie eintauchen wollen - und sich darüber hinaus Anregungen für das eigene kreative Schaffen mit Papier wünschen. Die vorgestellten Kleinode sind glücklicher-weise mal mehr, mal minder aufwendig herzustellen und unterscheiden sich desweiteren im Schwierigkeitsgrad. Daß es trotz Schritt-für-Schritt-Anleitungen und stellenweise "kinderleicht" anmutenden Projekten neben handwerklichem Know-how einer Portion Fingerspitzengefühl, Genauigkeit und praktischer Erfahrung bedarf, um die Objekte in dargebotener Akuratesse nachzuvollziehen, sollte nicht unterschätzt werden. Besonders gefällt mir, daß die Projekte leicht abge-wandelt, also individuell gestaltet werden können. Ich selber verwende handgemachtes Buntpapier als Schmuckpapier für reizvolle Unikate.

 

Für manches der vorgestellten Objekte hätte ich eine andere Verwendung. In einem handgefertigten Minibuch sehe ich ein dekoratives Element für die Puppenstube. Ein Notizheft aus Japanpapier wäre mir zum Kalligrafieren von Kurzgedichten recht. Der häufige Einsatz von Nieten und Ösen kam für mich überraschend - ich hatte Faltungen für "japanisch" gehalten, egal, zum Thema "Falten" verwöhnt der Haupt Verlag seine Leser mit weiteren Titeln.

 

Fazit: Ein empfehlenswertes Buch für alle, die sich anhand anschaulicher Projekte auf die Reise ins Papierhandwerk machen und dabei eine japanische Reiseleitung aus ästhetischen Abbildungen und vielen nützlichen Informationen bei sich haben möchten.

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